In einer eher somatisch ausgerichteten allgemeinen Palliative Care werden psychische Erkrankungen oft nur als «Begleiterscheinungen» wahrgenommen und bleiben dadurch unerkannt. Psychopharmakologische Interventionen oder psychotherapeutische Prozesse können aber nur dann zum Einsatz kommen, wenn psychische Symptome auch als solche erkannt werden. Der Begriff der Palliative Care muss somit von seinem alleinigen Bezug auf die Sterbebegleitung losgelöst und insbesondere für chronisch psychisch kranke Menschen in einer breiteren Bedeutung verstanden werden. Aus dieser Perspektive gibt es palliative Phasen, die nicht zwangsläufig wie in der an somatischen Erkrankungen ausgerichteten Palliativpflege in eine Terminalphase übergehen müssen. Die in spezialisierten Palliativstationen tätigen Fachpersonen sind sowohl auf die somatischen als auch die psychiatrischen Aspekte vorbereitet. Um die Komplexität des Versorgungssystems nicht noch weiter zu erhöhen, kann die Integration der Palliative Care Haltung in alle Glieder der bereits heute bestehenden Versorgungskette sinnvoll sein.