Drogenbedingte Störungen bei Jugendlichen stellen schwere Belastungen für den Patienten und seine Familie dar und gefährden die Entwicklung in höchstem Masse. Kommt eine manifeste Abhängigkeit hinzu, kumulieren die klinischen und sozialen Probleme vor allem in Risikopopulationen. Im praktischen Alltag hat sich in den letzten zehn Jahren die Tendenz verfestigt, dass auch jugendliche Patienten mit psychiatrischer Komorbidität nur selten auf Drogen verzichten. Vor allem der Alkohol- und der Cannabiskonsum sind zum täglichen Begleiter im Sinne der Selbstmedikation geworden. Komorbiditäten mit Depression, ADHS, psychotischen Störungen und Traumafolgestörungen prägen die komplexen Situationen, die hausärztlich-pädiatrischer Früherkennung und fachärztlicher Frühintervention bedürfen. Zur Basisdiagnostik gehören die mehrfache Erfassung der Symptomatik sowie die Eigen-, Familien- und Drogenanamnese. Für die Therapie ist grundsätzlich das am wenigsten restriktive Setting mit einer hinreichenden Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu wählen. Eine stationäre Entgiftung kann erforderlich sein. Der Einbezug der Familie, z.B. durch eine Multidimensionale Familientherapie (MDFT) ist in jedem Fall sinnvoll. Die permissiven sozialen Rahmenbedingungen einerseits und der nicht zu gewinnende «Krieg gegen die Drogen» andererseits stellen aber zusätzliche gesellschaftliche Herausforderungen dar.